5. SONNTAG in der Osterzeit
Evangelium nach Johannes (14,1-12)
„Habt keine Angst! Lasst euch nicht verwirren! Vertraut auf Gott und vertraut auch auf mich!“ Sind diese Worte von Jesus nicht hochaktuell? Werden wir nicht schief angeschaut, wenn wir heutzutage sagen, dass wir in die Pfarre gehen, Messe feiern, an Jesus, an Gott glauben? Werden wir nicht verunsichert, wenn wir dann als altmodisch betrachtet werden? Sind wir heutzutage nicht überhaupt in unserem Christsein verunsichert?
Wir glauben an Gott. Aber wer ist Gott für uns? Welche Bedeutung hat er für uns? Wie und wo können wir von ihm erfahren? Wie können wir überhaupt wissen, wie dieser Gott zu uns steht? Welche Art von Beziehung können wir zu ihm haben? „Niemand hat Gott je gesehen", heißt es gleich am Beginn des Johannesevangeliums. Woher wissen wir, wie Gott ist? Was lässt uns annehmen, dass er ein guter Gott ist, der es gut mit uns meint und Interesse an uns hat?
Als Christen glauben wir nicht an irgendeinen Gott, an „irgend- etwas“, sondern an den Gott von Jesus Christus. Für uns Christen ist Jesus das Bindeglied zwischen dem unvorstellbaren, unbegreiflichen Gott und uns begrenzten Menschen. Jesus von Nazareth hat uns gezeigt, wie Gott ist. Das will er uns im heutigen Evangelium deutlich machen, mit tiefsinnigen Worten, die wir in uns eindringen lassen sollen. Jesus spricht hier über seine Beziehung zu Gott, seinem Vater. Diese Beziehung ist einmalig. Und gerade weil sie so einmalig ist, kann Jesus uns Wahres über Gott sagen.
„Es ist der Vater, der in mir lebt und durch mich handelt. Ich bin im Vater, und der Vater ist in mir.“ Deswegen: „Wer mich gesehen hat, hat auch den Vater gesehen.“ - „Der Vater und ich sind ganz eins." Jesus zieht es heim zum Vater. Zeitlebens ist er aufs Innigste mit ihm verbunden. Immer wieder hat er sich zurückgezogen, um im Gebet bei ihm zu verweilen. Jesus lebt und wirkt ganz in Einklang mit Gott. In ihm wird dann auch sichtbar, wie Gott zu den Menschen steht. Wie Jesus zu den Menschen steht, auf sie zugeht, sie annimmt... so steht Gott auch zu uns und so nimmt er uns auch an.
„Ich bin der Weg, denn ich bin die Wahrheit und ich bin das Leben.“ Zum Vater kommen wir durch Jesus. Wenn wir ihn wirklich kennen lernen, dann lernen wir auch den Vater kennen. Jesus ist also der Weg zu Gott. Er gibt uns Orientierung, wenn wir nach Gott suchen und fragen. Weil Jesus so intensiv mit Gott verbunden ist, kann er uns auch die „Wahrheit“ über Gott sagen, uns mit dem wahren Gott in Verbindung bringen und nicht mit irgendwelchen Phantasiegebilden von Gott.
"Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen." Es geht um mehr als um unsere Zukunft nach dem Tod. Die Bilder vom Haus und vom Wohnen sprechen ein tiefes menschliches Bedürfnis an: Irgendwo zu Hause sein, Heimat finden, Geborgenheit. Jesus legt uns ans Herz, seinen Weg zu gehen, denn alle sollen in der Welt Gottes ihren Platz finden. Die „vielen“ Wohnungen wollen andeuten: Jeder wird die ihm gemäße Form des Seins bei Gott finden. Es geht um eine letzte Geborgenheit. »Weg zum Vater«, Weg zur Erfüllung unseres Daseins, den Weg zum tiefsten Glück.
„Ihr müsst nur eng mit mir verbunden bleiben, so wie ich mit dem Vater verbunden bin.“ Das ist seine Einladung, unsere Beziehung zu ihm zu intensivieren. Seine Art zu denken, den Menschen zu begegnen und das Leben zu gestalten, soll uns prägen. Dann werden wir auch eine Ahnung von Gott haben, ihn in unserem Leben spüren. „Habt keine Angst! Lasst euch nicht verwirren! Vertraut auf Gott und vertraut auch auf mich!“